Schüler zeigen ihr Können für guten Zweck
Das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach bringt junge Talente hervor. Für viele ist der traditionelle Kleinkunstabend eine Chance, erstmals Bühnenluft zu schnuppern
MARBACH. »Schön zu sehen, was aus der Idee von damals geworden ist«, sagt Rosemarie Höhn-Mizo. Rund 200 Zuschauer haben am Freitag in der Aula des Friedrich-Schiller-Gymnasiums über die Darbietungen der Schüler gestaunt. Als Anfang der 90er eine überschaubare Gruppe den ersten Kleinkunstabend initiierte, dachte niemand an den anhaltenden Erfolg. Heute noch steht das »Dorf der Freundschaft« im Mittelpunkt.
Wolfgang Jauch gehört mit seinem Schülerchor seit Jahren zum festen Bestandteil des Programms. |
Pünktlich um halb sieben betreten die Moderatoren Sebastian Engelmann und Steffen Geldner die Bühne.Trotz Abiturvorbereitungen haben die beiden Schüler Zeit gefunden, den Kleinkunstabend zu organisieren und durch die Veranstaltung zu führen. »Leider kommt dieses Jahr das komische Programm zu kurz«, sagt Sebastian Engelmann. Die Sketchgruppe und die Formation »Toxie« hatten kurzfristig ihre Auftritte abgesagt.
Als Erstes tanzt die Hip-Hop-Gruppe zum Sprachgesang von Steffen Geldner. Die Zuschauerränge sind prall gefüllt. Nur der für Schulleiter Günter Offermann reservierte Stuhl steht verwaist im Rampenlicht. Da muss sich Sebastian Engelmann schon wundern. Und auch mit dem diesjährigen mangelnden Engagement seitens der Lehrer geht der Moderator hart ins Gericht. »Einzig Sybille Kramer und Heinz Gutfleisch retten die Ehre des Kollegiums«, kündigt er die kleine Irish Folk Combo an. Als hätte er den Auftritt seiner Mitarbeiter erahnt, mischt sich Günter Offermann still und heimlich ins Auditorium.
Der bahnbrechende Applaus für die beiden sollte weitere künstlerisch begabte Lehrer motivieren, beim nächsten Kleinkunstabend ganz vorne dabei zu sein.
Dominierten musikalische Darbietungen bis dahin das Programm, kamen mit Stefanie Sarembe und Sarah Buschmann nun die Akrobaten auf die Bühne. Sie teilten sich ein Rad. So mussten sie ihre Kunststücke auf einem Einrad vortragen.
Tragende Rolle: Sebastian Engelmann durfte den Bass halten und moderieren. |
Vor der Pause erzählte Rosemarie Höhn- Mizo, was aktuell im »Dorf der Freundschaft« los ist. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Siedlung von neun Häusern in Vietnam. Geistig- und körperlich behinderte Kinder und Erwachsene werden dort unterrichtet. »Als die Idee Anfang der Neunziger geboren wurde, fehlte es an Geld«, erinnert sich die Hofenerin. Ihr Mann, ein amerikanischer Soldat, ist bis zu seinem Tod die Bilder des Krieges nicht mehr losgeworden. Wie er denen helfen könne, die an Spätfolgen des Krieges leiden, fragte er sich. Auf den Rat einer Freundin hörend, besuchte Rosemarie Höhn-Mizo damals das FSG. Dort liefen gerade Projekttage. Einer kleinen Gruppe von Schülern schilderte sie das Vorhaben, in Vietnam auf einem leeren Reisfeld ein »Dorf der Freundschaft« zu errichten. Angetan von der Idee, beschlossen die Schüler eine Spendenaktion zu starten. Der Kleinkunstabend war geboren.
Die Versteigerung der Fundsachen bringt das notwendige Geld in die Kassen. Vor allem die Klassiker finden ihre Abnehmer. Mäppchen und Uhren wechseln im Sekundentakt den Besitzer. »Versteigerung und Spenden bringen jährlich zwischen 400 und 500 Euro«, fasst Sebastian Engelmann zusammen.
Plötzlich ist er da, der dritte Lehrer des Abends. Heimlich und doch an wichtiger Stelle hat sich Wolfgang Jauch als Chorleiter auf der Bühne platziert. Mit seinem Schülerchor seit langem fester Bestandteil des Kleinkunstabends, ist er der Aufmerksamkeit des Moderators schlicht entgangen.
Für die neu gegründete Band »Los Borrachos« war der Abend zugleich der erste öffentliche Auftritt.
Bevor es nach Hause geht, steht natürlich noch eins aus. Gewohnt, die Entschuldigungen fürs Zuspätkommen entgegenzunehmen, ist Günter Offermann nun selbst an der Reihe. »Seit Jahren schon fängt der Kleinkunstabend um 19 Uhr an«, beginnt er den Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen. Die Tagesschau, »heute« und eben der Kleinkunstabend hätten nun einmal feste Anfangszeiten. Die halbe Stunde früher als gewohnt habe ihn aus dem Konzept gebracht. Puh, gerade noch den Kopf aus der Schlinge gezogen. Hoffentlich erinnert sich der Schulleiter beim nächsten Langschläfer im Unterricht an die ihm entgegengebrachte Milde. dot