Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

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Liebe Freundinnen und Freunde des Dorfs der Freundschaft in Vietnam,

unsere Vorweihnachtszeit ist in diesem Jahr geprägt vom Blick auf den März des nächsten Jahres. Dann feiern wir 20 Jahre Dorf der Freundschaft und sind jetzt schon mitten in der Planung für die Tage dieses Jubiläums und des zeitgleich stattfindenden Internationalen Treffens der Unterstützerkomitees des Dorfs der Freundschaft.

Der Kongress der französischen Kriegsveteranen (siehe Bericht letzte Seite) war eine gute Gelegenheit, uns mit unseren dorthin eingeladenen vietnamesischen Partnern auch darüber auszutauschen.

In großer Dankbarkeit blicken wir auf die vielfältige Unterstützung und Ermutigung, die wir in all diesen Jahren erfahren haben – und die geholfen und dazu beigetragen hat, das Dorf der Freundschaft Wirklichkeit werden zu lassen.

Über eine besondere Unterstützung lesen Sie in diesem Rundbrief: zum ersten Mal konnten wir in Zusammenarbeit mit dem “Senior Expert Service” pädagogische/therapeutische Fachkräfte ins Dorf der Freundschaft entsenden, die gemeinsam mit unseren vietnamesischen Fachkräften vor Ort arbeiteten.

Eine weitere neue Zusammenarbeit bahnt sich grade an: Herr Althoff, Projektleiter von "Elektriker ohne Grenzen", war Ende November zu ersten Arbeitsgesprächen im Dorf der Freundschaft. Gemeinsam mit seiner Organisation und seinen Arbeitspartnern in Vietnam wird im Jubiläumsjahr eine Solaranlage im Dorf der Freundschaft entstehen. Unsere bisher dafür geplanten Finanzmittel aus der George-Mizo-Stiftung und einige zweckgebundene Spenden werden in das Solarprojekt fließen, den größten Teil werden die “Elektriker ohne Grenzen” finanzieren - dennoch werden noch Gelder fehlen.

Wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit weiterhin unterstützen und wünschen Ihnen allen eine gesegnete Weihnachtszeit und für das kommende Jahr ganz herzlich alles Gute.

In Frieden und Freundschaft.

Rosemarie Höhn-Mizo

und der Vorstand des Dorfs der Freundschaft in Vietnam e.V.

 

(Sie können diesen Rundbrief hier als PDF herunterladen)

 


Let's try moving...

Unter dieser Überschrift lässt sich unser vierwöchiger Einsatz im Dorf der Freundschaft zusammenfassen. Den ganzen Oktober über waren wir, Anke Groene, pensionierte Ergotherapeutin und Ingrid Kurzawa-Do, pensionierte Förderschullehrerin, beauftragt durch den Senior-Expert-Service und unterstützt vom deutschen Verein “Dorf der Freundschaft”, in einem pädagogischen Einsatz in Hanoi. MitarbeiterInnen des Dorfes der Freundschaft beschrieben im Vorfeld, wo Unterstützungs- und Fortbildungbedarf besteht. Der Einsatz wurde von uns etwa ein halbes Jahr vorbereitet.

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Wir erhielten jegliche Freiheit in der Durchführung unserer Vorhaben und wurden herzlich empfangen und unterstützt. Nach Besuchen in den Klassen und Gesprächen mit allen Beteiligten kristallisierten sich die Ziele für unsere Arbeit im Dorf heraus:

  • den Blick auf die Entwicklungsbedingungen und -ziele der einzelnen Schüler schärfen
  • Bewegung in die Zusammenarbeit zwischen Hausmüttern, Lehrerinnen und Therapeutinnen bringen.

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Die Förderung der SchülerInnen könnte gezielter stattfinden. Gerade diejenigen unter den SchülerInnen, die mit dem klassischen Schulangebot nicht erreichbar sind, stellen die MitarbeiterInnen vor große Probleme. Hier wollten wir u.a. ansetzen.

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BEWEGUNG ist ein guter Katalysator für verschiedene Entwicklungsbereiche. Über die Beobachtung der Bewegung der SchülerInnen kann viel über die Notwendigkeit einer “Nachentwicklung” ausgesagt werden. Über Bewegung können auch SchülerInnen in Gruppenprozesse einbezogen werden, die sonst sehr vereinzelt handeln oder ein problematisches soziales Verhalten pflegen. Bewegung baut Körperspannung auf, kann diese aber auch ableiten und gibt starke Körperinformationen, die für viele unruhige Kinder mit Hypotonie wesentlich notwendig sind. Bewegung kann auch bei einseitiger und belastender Haltung für Ausgleich sorgen. Mit Bewegung kommt Kommunikation ins Spiel, Verabredungen über Start, Regeln, Ziel und Ende einer Aktion. Über Bewegung ist Lernen möglich, Raumerfahrung, Körpererfahrung, Sacherfahrung, Sozialerfahrung... und Bewegung macht Spaß!!! Die Lernpsychologie betont die persönliche Bedeutsamkeit und die Freude als beste Indikatoren für Erfolg.

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In der großen Bewegungshalle war während zweier Wochen nun immer was los. Anhand altersgemäßer Themenschwerpunkte wurden mit allen SchülerInnen Bewegungsstunden durchgeführt. Hausmütter, Therapeutinnen, Lehrerinnen und internationale freiwillige Helfer konnten dabei sein und in einem Feedbackgespräch über das Gesehene und Erlebte sprechen.

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Die Anzahl der Interessierten war stets hoch, die Stimmung oft sehr heiter. Nahezu alle SchülerInnen ließen sich ins Geschehen einbinden. Es gab keine Aggression oder Autoaggression.

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Anke war immer wieder auch in der medizinischen Abteilung aktiv: sie redete mit dem therapeutischen Team, den Eltern und Großeltern von ambulant zu beratenden Familien mit behinderten Kleinkindern und demonstrierte, was im einzelnen Fall angeraten war. Die beiden Übersetzerinnen, die uns während der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes zur Seite standen, waren auch hier großartig und absolut hilfreich. Ihnen verdanken wir viel von dem, was uns in diesen Wochen gelang.

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Nach der praktischen Phase war unsere letzte Woche eingeleitet. Wir wollten Bewegung in die Kooperation aller Beteiligten bringen und sie dazu anregen, über geeignete Lösungen von erkannten Problemen nachzudenken, sowie sich im Team darüber auszutauschen und erste Schritte zu überlegen. Dann veranlassten wir “Bewegungs”arbeit in den Köpfen: Hausmütter, Therapeutinnen und Lehrerinnen kamen in angeregten Austausch und entwickelten erste gute Ideen. So hoffen wir, dass die Anstöße aufgenommen werden, weitergehen und die Bewegung sich im Dorf fortsetzt.

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Wir haben uns in der Mitte des Dorfes sehr wohl gefühlt und viel Interesse, Anerkennung, Hilfe und Freundlichkeit erfahren. Wir konnten das entspannte fröhliche Treiben am Feierabend beobachten und uns daran erfreuen. Wir haben gesehen, wie die kurenden Veteranen vom jungen Leben profitierten, wie sie es interessiert genossen, mittendrin und auch beteiligt, doch zumindest sehend und gesehen werdend dabei zu sein. Wir haben gestaunt, wie familiäre Zuwendung, Zusammenwirkung und Mitverantwortung die Dinge am Laufen halten und welch großartige handwerkliche Leistungen die berufsbildenden Klassen vollbringen.

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Und... wir waren Gäste bei zwei bedeutenden Festen: zum einen bei der Mitte des Herbstes, dem sogenannten Mondfest, das mit fröhlichem Gesang, mit Lichtern und Laternen, süßen Musterkuchen aus Bohnen und anderen Naschereien gefeiert wird. Es ist ein Fest für die Kinder, die dafür fleißig und engagiert geprobt hatten. Eine Gesangsgruppe des Dorfes und ein eingeladener Kindergarten übernahmen fast ausschließlich das bunte Programm. Die Küchengruppe der Schule bereitete ein wunderschönes Obstbuffet vor, das so originell und kunstvoll gelang, dass das Essen fast ein Frevel war.

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Das zweite Fest gehörte den vietnamesischen Frauen, wir wurden einfach eingemeindet. Es war ein schulfreier Tag, alle kamen in ihrer schicken Festkleidung und in tausend Variationen wurden Fotos gemacht. Fotos, besonders solche in Reihen und mit offiziellem Charakter, sind in Vietnam ungemein wichtig. Ebenso wie Reden, vorgetragene Musik, wunderbar anzuschauendes Essen in vielen Variationen und der unvermeidliche, geliebte Karaokegesang.

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Unser Beitrag zum Festprogramm war das unter rhythmischem Klatschen der Zuhörerschaft vorgetragene Lied “Die Gedanken sind frei”. Wir “vietnamesischen” Frauen wurden an diesem Tag gelobt, verwöhnt, mit roten Rosen beschenkt, zugeprostet und besungen was das Zeug hält. Die Frauen waren die “Heldinnen” des Tages. Wir haben während unseres Aufenthaltes gesehen und geahnt, was die Frauen im Dorf - Hausmütter, Lehrerinnen, Therapeutinnen - leisten, oft über die Maßen viel, nicht üppig entlohnt, aber mit Fröhlichkeit, Zugewandtheit und menschlicher Wärme. Wir wünschen Ihnen und dem ganzen Dorf, dass die “Bewegung” helfen möge: in ihrer Arbeit, ihrem Zusammenwirken und in der allgemeinen Verbesserung der Bedingungen. Denn dann hätten am Ende auch die im Dorf lebenden Menschen viel davon.

Ingrid Kurzawa-Do

Anke Groene

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Die Wunden des Krieges brauchen lange Zeit, um zu heilen

Unsere Partner auf französischer Seite, die Veteranenorganisation ARAC, feierte vor Kurzem ihr 100-jähriges Bestehen.

November 1917: Französische und deutsche Soldaten kämpfen erfolglos u. a. bei Verdun und am Hartmannsweilerkopf im Elsass. Die vernichtende Bilanz: mehrere zehntausendtausend Tote auf beiden Seiten. Französische “ancien combattants” gründeten daraufhin im Geist von Solidarität, Erinnerung und Antifaschismus unter dem Motto “la guerre à la guerre” die Organisation ARAC.

November 2017: Welch Gegensatz einhundert Jahre später. Aus Erzfeinden sind Erbfreunde geworden. Französinnen und Franzosen, die sich bei ARAC engagieren, feiern zusammen mit vietnamesischen und deutschen Freundinnen und Freunden diesen besonderen Geburtstag und auch bei Paris “tanzt der Kongress” - dieser sogar auf die “Internationale”.

Als wichtiges Datum ist in der Geschichtsdokumentation von ARAC auch der November 1992 benannt: zum 75-jährigen Bestehen der Organisation wurde damals von Georges Doussin zusammen mit George Mizo die Idee für das Dorf der Freundschaft begründet. Damals und jetzt dabei waren Rosemarie Höhn-Mizo und der heute 83-jährige Michel Bassot; zwei der drei noch lebenden Gründungsmitglieder, wie sie sich auf dem Kongress selbst bezeichneten.

“Les blessures de la guerre mettent longtemps a cicàtriser” oder “Die Wunden des Krieges brauchen lange, um zu heilen”. So der Titel des deutschen Grußworts von Rosemarie Höhn-Mizo, die zusammen mit Birgit Breidenbach und Rainer Hub als “délégation allemande” der Einladung von Raphael Vahé, Präsident von ARAC und Vizepräsident des Internationalen Komitees für das Dorf der Freundschaft, nach Paris gefolgt waren.

Am Rande des dreitägigen Kongresses fand auch ein Arbeitstreffen der vietnamesischen, französischen und deutschen Delegation statt. Themen waren dabei vor allem die aktuellen Herausforderungen im Dorf der Freundschaft, die juristischen Entwicklungen zu Agent Orange-Prozessen und der Planungsstand für das 20-jährige Jubiläum des Dorfs der Freundschaft im Frühjahr 2018.

Vizedirektor Nguyen Thang Long, der zusammen mit Herrn Nguyen Song Phi vom vietnamesischen Veteranenverband und Herrn Tran Ngoc Dan, zuständig für internationale Angelegenheiten, nach Paris angereist war, betonte neben der finanziellen Unterstützung, bspw. für die beiden französischen Projekte “Therapieschwimmbad” und “Spielplatz”, insbesondere die ideelle Bedeutung der internationalen Solidarität für das “Village de l'amitié”.

Rainer Hub, Paris/Berlin, November 2017

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v.l.n.r.: vietn.-frz. Übersetzer, Lt. Col Tran Ngoc Dan, Lt. Col Nguyen Thang Long, Lt. Gen Nguyen Song Phi, Rosemarie Höhn-Mizo, Alain Bonnet, Rainer Hub

 


Termine

  • 15.-28.1.2018 taz-Reise nach Vietnam mit Besuch des Dorfs der Freundschaft unter Leitung von Asien-Korrespondent Sven Hansen
    Infos unter: www.taz.de/reisen S. 2-3 Ein bewegter Aufenthalt im Dorf S. 4
  • 27.1.2018 Workshop “Vereinsentwicklung” in Stuttgart
    Wie im letzten Rundbrief berichtet, wollen wir uns in einem weiteren Workshop mit den (v.a. auch personellen) Perspektiven des Vereins beschäftigen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Anmeldungen, aber auch Anregungen nehmen wir unter gerne entgegen - vielen Dank!
  • 21.4.2018, 14 bis 16 Uhr: Mitgliederversammlung des deutschen Vereins (Kaywaldschule, Charlottenstr. 91 74348 Lauffen/N.)
  • 27.4. 2018 19.00 Uhr Konzert des Flötenensembles Besigheim Evang Kirche Bönnigheim-Hofen

 


Und ein Tipp:

Die Ausstellung “Schätze der Archäologie Vietnams” im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim ist noch bis 7. Januar 2018 zu sehen.

Fotos in diesem Rundbrief: Ingrid Kurzawa- Do, Anke Groene, Birgit Breidenbach