Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

Rundbrief Oktober 2006

Zwei Jungs Zwei Maedchen Kinder Neue Kloetze

Liebe Freundinnen und Freunde,

im Sommer 1993 stand ich mit meinem Mann George, unserem damals 5jährigen Sohn Michael, Brigitte Müller und unseren vietnamesischen und internationalen Freunden vor dem Reisfeld, auf dem sich heute das “Dorf der Freundschaft” befindet.

Michael wurde vor einigen Wochen volljährig, und die Erinnerungen an George, die ihm Freundinnen und Freunde zum 18. Geburtstag schickten, haben mir auch bewusst gemacht, wie viel Georges Idee vom “Dorf der Freundschaft” bewegt und verändert hat:

  • aus dem Reisfeld ist durch die Zusammenarbeit von unzähligen Menschen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, den USA und Vietnam ein lebendiges Dorf entstanden, das medizinische Versorgung, physiotherapeutische Behandlung sowie schulische und berufliche Bildung für vietnamesische Kinder und Jugendliche mit Behinderungen bietet. Auch Erwachsene, die an Spätfolgen des Krieges leiden, erhalten Hilfe.
  • das “Dorf der Freundschaft” ist - und das hören wir immer wieder von Menschen, die dort waren - ein beeindruckendes Symbol der Heilung, des Friedens und der Versöhnung.
  • das internationale Netzwerk von engagierten Menschen, denen das “Dorf” am Herzen liegt und die bereit sind, jede/r auf seine/ihre Weise etwas beizutragen, wächst und diese Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten, Sprachen und Kulturen sind gerade heute ein Hoffnungszeichen.

"Voneinander und miteinander lernen” wäre sicher die Überschrift, die ich den vergangenen Monaten der Arbeit für das “Dorf der Freundschaft” geben würde. Die vietnamesischen Freunde im Veteranenverband und in der Dorfleitung, die mit uns 1993 begonnen hatten, aus dem Traum vom “Dorf der Freundschaft” Wirklichkeit werden zu lassen, sind inzwischen alle im Ruhestand. Seit Mai dieses Jahres ist der bisherige Vizedirektor Herr Dang Vu Dung nun Direktor des “Dorfs"; der bis dahin amtierende Direktor Mai Xuan Thai wurde innerhalb des Veteranenverbandes in einen anderen Tätigkeitsbereich versetzt. Nun geht es darum, gemeinsam die begonnene Arbeit im Geiste des Ursprungsgedankens weiterzuführen. Dies beinhaltet sehr viele Aspekte:

Was in den Anfängen als Vision für alle Beteiligten klar war, was als gemeinsame Geschichte der ersten Jahre erfahren war, ist für unsere neuen Partner nicht selbstverständlich. Carl Stancil, ein amerikanischer Veteran unserer US-Unterstützergruppe, formulierte: “We have to revisit the vision” - “Wir müssen der Vision wieder einen Besuch abstatten". Das versuchen wir, indem einige von uns die Geschichte des “Dorfs” aufschreiben, indem Brigitte Müller ein “Who is who” unserer internationalen Unterstützergruppe gestaltet und wir uns als solche immer wieder gegenseitig von unserer Arbeit berichten.

Die gemeinsame Arbeit zwischen so vielen verschiedenen Kulturen braucht gute Beziehungen und einen intensiven Austausch. “Hunderte von Emails rund um den Globus” - so beschreibt unser Zweiter Vorsitzender Rainer Hub das ehrenamtliche Alltagsgeschäft.

Die Prioritäten sind klar. Es geht um die bestmögliche Betreuung und Förderung der geistig und körperlich behinderten Kinder und Jugendlichen und der Veteranen im “Dorf der Freundschaft” innerhalb ihrer eigenen vietnamesischen Kultur.

Gruppe

Sensibles Aufeinander-Hören ist enorm wichtig, und interkulturelle Vermittlung eine große Hilfe. Hier sind wir Herrn Pham Duc Du, Übersetzer und engagiertes Mitglied des deutschen Vereins, zu großem Dank verpflichtet; er schafft es immer wieder, kritisch die verschiedenen Seiten zu sehen und erklärend zu vermitteln.
Kinder Rechnen

Nicht immer sind europäische oder nordamerikanische Vorstellungen in Vietnam umsetzbar; manchmal gar nicht und manchmal nicht schnell. Und manchmal brauchen wir Zeit, Austausch und “Nachhilfe", um die vietnamesische Herangehensweise und ihre Hintergründe zu begreifen. Umgekehrt ist es wichtig, dass die Arbeit, die in Vietnam im “Dorf der Freundschaft” geschieht, verständlich und vertretbar ist. Diese Verantwortung haben wir allen Spendern und Unterstützern gegenüber.
Kind im Rollstuhl

Der Vizepräsident des Internationalen Komitees, unser französischer Freund Raphael Vahé, schlug angesichts der personellen Veränderungen schon im letzen Herbst die Erarbeitung einer Charta als gemeinsamer Arbeitsgrundlage vor. Die Arbeit daran ist fast geschafft, und so wird unser internationaler Termin in Hanoi Ende Oktober nicht nur die Planung der praktischen Arbeitsschritte für die nächsten beiden Jahre sein, sondern auch die Unterzeichnung dessen, was für uns alle die Basis und das Selbstverständnis unseres Engagements sind.

Relaxing

Im Folgenden einige Eindrücke von einem Arbeitsbesuchs in Vietnam, den Michael und ich im Mai dieses Jahres gemacht hatten sowie ein Bericht von Brigitte Müller über das World Peace Forum in Vancouver, bei dem sie gemeinsam mit unseren kanadischen Freunden die Veranstaltungen über das “Dorf der Freundschaft” gestaltete. Euch und Ihnen allen ein ganz herzliches Danke für alle Hilfe und Unterstützung, die unsere Arbeit in Vietnam möglich macht.

Rosemarie Höhn-Mizo