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Erfreulicher Besuch im Dorf der Freundschaft
Nach fünfeinhalb Monaten Abwesenheit vom “Dorf der Freundschaft” hatte ich nochmals die Gelegenheit zu einem Kurzzeiteinsatz in Vietnam, finanziert durch den Deutschen Entwicklungsdienst (DED).
Ich kam mit gemischten Gefühlen zurück ins Dorf. Viele Dinge gingen mir durch den Kopf: |
Edith Heinlein (4. v. l.) und Mitarbeiter des “Dorfes” bei einer Schulung von Eltern mit behinderten Kindern |
- Wie mag die Arbeit der Physiotherapeuten und des Arztes Dr. Dem laufen, nachdem sie so lange Zeit auf sich alleine angewiesen waren?
- Wird das, was wir in den letzten zweieinhalb Jahren aufgebaut haben, noch angewendet und fortgeführt?
- Kommen regelmäßig neue Kinder in die Beratungsstelle? Hat die Werbung in den umliegenden Gesundheitszentren ausgereicht, um weitere Kinder aus dem Umland zu betreuen?
- Wie ist die Zusammenarbeit mit den Health Centers aus der Provinz Ha Tay? Wird es in Zukunft gelingen, dort auch Beratungsstellen aufzubauen?
- Was ist aus den Ideen der Verbesserungsmeetings geworden? Konnte das “Dorf” davon einiges umsetzen oder blieb es bei den Vorsätzen?
Mit diesen Gefühlen kam ich am 15.9.07 nach Vietnam. Umso mehr freute ich mich,
- wie gut die Physiotherapeuten inzwischen behandeln, wie viel Spaß sie bei ihrer Arbeit haben. Welch ein Unterschied im Vergleich zum Beginn meiner Arbeit in Vietnam.
- dass die Beratungsstelle regelmäßig neue Kinder zu Untersuchung, Beratung und Behandlung aufnimmt. Sie werden inzwischen auch von Eltern aus der Umgebung geschickt, die sich gut im “Dorf” betreut fühlen.
- dass der Arzt Dr. Dem (Leiter der Beratungsstelle) und die Physiotherapeuten jetzt bereits eigenständige Kurse in den Health Centers von Ha Tay geben. Dies war besonders erfreulich, denn die Schulungen sollten ursprünglich nur vorbereitet werden, um dann später mit meiner Nachfolgerin durchgeführt zu werden.
- dass wir im “Dorf” eine physiotherapeutische Schulung für Eltern aus dem Umland zum Umgang mit Babys durchführen konnten. Erfreulicherweise nahmen auch drei Väter an dem Kurs teil.
- dass Elisabeth Dabrowski (meine Nachfolgerin als Entwicklungshelferin des DED) ihre erste Woche im “Dorf der Freundschaft” zusammen mit mir verbrachte und ich sie so in alle Aktivitäten, die wir im Dorf durchgeführt hatten, einweihen konnte.
- dass es inzwischen einen Freizeitraum für die Kinder gibt, wo sie zu bestimmten Zeiten Billiard, Tischtennis, Schach oder auch Klavier spielen können. Neu ist auch, dass die Schule einen speziellen Klassenraum bekommen hat, in dem die Schüler Alltagsaktivitäten wie z.B. Kochen erlernen können. Außerdem wurde die Bibliothek erweitert und verbessert. Dies waren Ideen, die im Rahmen der Verbesserungsmeetings entwickelt wurden.
Schulung für die Mitarbeiter des Gesundheitszentrums der Provinz Ha Thay |
Die Bücherei des ”Dorfes” ist täglich für alle Bewohner geöffnet und wird von Ms. Linh betreut |
Am meisten hat mir aber die Freude der Kinder und Angestellten bei unserem Wiedersehen gefallen. Dies zeigte mir deutlich, dass es sinnvoll ist, Entwicklungsarbeit in einem Projekt wie dem “Dorf der Freundschaft” durchzuführen. Es hat sich eine schöne, freundschaftliche Beziehung zwischen mir und den Menschen aufgebaut. Mir fiel es sehr schwer, die vielen lieben Menschen zu velassen und ich werde immer an die Zeit im “Dorf” denken, die trotz vieler Arbeit sicher zu den schönsten Zeiten in meinem Leben gehört. | Die vietnamesische Therapeutin zeigt einer Mutter mit einer Puppe das physiologisch richtige Halten ihres behinderten Babys |
Ich hoffe und wünsche, dass das “Dorf” weiter so viele Fortschritte macht wie in den letzten Jahren.
Edith Heinlein / Berlin, den 8.11.07
Physiotherapeutin und Entwicklungshelferin des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED)