Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

August 2009

 

Liebe Freundinnnen und Freunde des ‘Dorfs der Freundschaft’,

die Folgen des Hochwassers vom letzten November waren das Hauptthema bei unserem diesjährigen Arbeitstermin mit unseren vietnamesischen Partnern.

Von der Dorfleitung, dem Veteranenverband, aber auch von allen Mitarbeiter/innen des ‘Dorfes’ wurde ich gebeten, nochmals ganz herzlich Danke zu sagen für die Hilfe und Unterstützung nach dem Hochwasser, für alle zusätzlichen Spenden und die große Anteilnahme an dieser schwierigen Situation. Ich schließe mich diesem Dank an: es war bewegend zu erleben, wie vielen Menschen das ‘Dorf der Freundschaft’ ans Herz gewachsen ist und wie viel Unterstützung und Mitgefühl für die Menschen dort daraus entstand.

Ganz herzlichen Dank Ihnen allen!


Konsequenzen aus den Hochwasserschäden

Die Leitung des ‘Dorfes’ und alle Mitarbeiter/innen haben die außergewöhnlich schwierige Hochwassersituation besonnen und verantwortungsbewusst bewältigt und in tagelangen Rund-um-die-Uhr-Einsätzen das Schlimmste verhindert. Gott sei Dank sind keine Menschen zu Schaden gekommen!

Direktor Dung zeigt, wie hoch das Wasser stieg
Direktor Dung zeigt Raphael Vahé, wie hoch der Wasserpegel stieg

Dennoch: die Schäden sind groß. Bei einem ersten Rundgang durchs ‘Dorf’ zeigte Direktor Dung Raphael Vahé von der französischen Unterstützergruppe und mir die kritischsten Stellen.

Die ältesten Häuser des Dorfes stehen in dem Bereich, der am tiefsten liegt, und am längsten unter Wasser stand.

Eine Sanierung dieser Häuser wäre teurer als ein Neubau. Gemeinsam mit dem vietnamesischen “Ministry for Planning and Investment” wurde ein Plan erarbeitet, der auch Höherlegung, Kanalisation und Flutsicherung umfasst. Die in die Jahre gekommenen Trinkwasserbehälter werden im Zuge dieser Bauarbeiten durch neue auf dem Dach ersetzt; dies erspart den Bau eines Wasserturms. Die vietnamesische Regierung wird die Finanzierung dieser Schritte übernehmen – dies macht auch deutlich, wie wichtig das ‘Dorf der Freundschaft’ inzwischen geworden ist.

Die am schwersten betroffenen Häuser
Die ältesten Häuser des Dorfes stehen in dem Bereich, der am tiefsten liegt, und am längsten unter Wasser stand

Biologische Kläranlage

Der erste Bauabschnitt der biologischen Kläranlage ist fertig gestellt. Professor Viet Anh von der Hanoi University of Civil Engineering (HUCE), Faculty of Environmental Engineering, Water Supply and Sanitation Division, erläuterte uns die Funktionsweise der Anlage. Das ‘Dorf der Freundschaft’ hat mit dieser Anlage sicher auch eine Modellfunktion für die umliegenden Distrikte, in denen eine gute Abwasserversorgung noch entwickelt werden muss.

Besichtigung der neugebauten Kläranlage
Bei der Besichtigung der neugebauten Kläranlage

Gehörlose Kinder und Jugendliche

Der Bericht der Lehrerinnen machte deutlich, dass das Unterrichten in den großen Klassen mit Schüler/innen unterschiedlichster Behinderung schwierig ist. Die zunehmende Zahl von gehörlosen Kindern und Jugendlichen ist eine besondere Herausforderung. Mittlerweile hat ein Fortbildungslehrgang in Gebärdensprache (für alle Mitarbeitenden und Lehrkräfte) stattgefunden.

Gebärdenkurs der Mitarbeitenden
Gebärdenkurs der Mitarbeitenden

Nach einer Lehrkraft mit Sonderpädagogik-Ausbildung für Gehörlose wird gesucht, um dann zusätzliche Klassen einzurichten und damit auch die anderen Lehrerinnen und Klassen zu entlasten.

Eine Finanzierung von Hörgeräten, um durch verbessertes Hören evtl. den Spracherwerb zu ermöglichen, hat Direktor Dung mittlerweile in Vietnam selbst in Zusammenarbeit mit der Vietnam-USA Society organisiert.

In jeder Klasse gibt es gehörlose Kinder und Jugendliche
In jeder Klasse gibt es gehörlose Kinder und Jugendliche

Neue Berufsschule

Direkt neben dem ‘Dorf der Freundschaft’ entsteht – über den Veteranenverband organisiert – eine neue Berufsschule mit Ausbildungs- und Wohnmöglichkeiten. Auch Jugendliche mit Behinderung, die im ‘Dorf’ leben, können diese Berufsschule besuchen.

Biologischer Gartenbau

Mit viel intensiver Arbeit wurden im Garten die Folgen des Hochwassers bewältigt. Jetzt ist der Obst- und Gemüseanbau wieder im vollen Gang; die ersten kleinen Mangos wachsen an den Bäumen. Der Schweinestall wurde hinter die Gewächshäuser verlegt, so dass das von den Schweinen produzierte “Düngematerial” direkt in den Garten ausgebracht werden kann.

Gärtnerinnen bei der Arbeit
Gärtnerinnen bei der Arbeit

Der Heilkräutergarten hat während des Hochwassers ebenfalls massiven Schaden erlitten; neue Heilpflanzen müssen gekauft werden.


Irgendwas ist immer...

 

Freiwillige und Kinder bei Reparaturarbeiten
Freiwillige und Kinder bei Reparaturarbeiten

Der eine kommt immer mal wieder auf eigene Kosten und über Land aus Deutschland angereist, der andere ist in einem einjährigen Freiwilligeneinsatz im Dorf: Ronny und Felix finden immer etwas zu reparieren... und oft auch interessierte Kinder und Jugendliche, die mithelfen. Diese Begegnungen in der gemeinsamen Arbeit und Freizeit über alle Sprach-, Behinderungs- und Kulturgrenzen hinweg sind etwas Kostbares und Besonderes – und dankbar erlebe ich, was alles möglich geworden ist.

Aussergewöhnlicher Freiwilligeneinsatz: Musik als Sprache, die jeder/r versteht
Aussergewöhnlicher Freiwilligeneinsatz: Musik als Sprache, die jeder/r versteht

Gute Zusammenarbeit

Rainer Hub, unser zweiter Vorsitzender, schrieb nach Erhalt des Arbeitsberichts, dass er “... die Unterlagen... (Bericht, Zahlen, Personalliste etc.) noch nie so detailliert und somit aufschlussreich fand wie diesmal.“Die Leitung des ‘Dorfes’ und die Mitarbeiter/innen hatten unseren Arbeitstermin sehr gut vorbereitet. Die Sitzungen verliefen in einer Atmosphäre intensiven gemeinsamen Bemühens um gute Lösungen. Unsere vietnamesischen Partner freuen sich darauf, dass unser nächster internationaler Termin 2010 auch die Gelegenheit bieten wird, uns etwas von den 1000-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Hanoi erleben zu lassen.

Die Teilnehmer des Arbeitstreffens im April 09
Die Teilnehmer des Arbeitstreffens im April 09

Hoffnung und Zuversicht

Trotz des Rückschlags und vieler noch zu bewältigender Schwierigkeiten, die das Hochwasser mit sich gebracht hat, sind Raphael Vahé und ich zuversichtlich von unserem Arbeitstermin zurückgekommen. Direktor Dung und seine Mitarbeiter/innen sowie der Veteranenverband arbeiten engagiert daran, die Schäden zu beheben und das ‘Dorf der Freundschaft’ weiter zu entwickeln.

All dies wurde und wird nur möglich mit Ihrer Hilfe und Unterstützung, die nach wie vor notwendig ist. Im Namen aller im ‘Dorf der Freundschaft’ bedanke ich mich von Herzen.

In Frieden und Freundschaft

Rosemarie Höhn-Mizo


George-Mizo-Stiftung gegründet

In feierlichem Rahmen fand am 28.03.2009 im evangelischen Gemeindehaus von Bönnigheim die Gründung der George-Mizo-Stiftung durch Rosemarie Höhn-Mizo und Michael Mizo statt. In der Einladung zur Stiftungsgründung hieß es: “George Mizo war überzeugt davon, dass jede/r Einzelne durch sein Engagement etwas bewegen und positiv verändern kann: 'You can make a difference’.

Nach jahrelanger Auseinandersetzung wurde von den US-Behörden mittlerweile offiziell anerkannt, dass der Tod von George Mizo ‘im Zusammenhang mit seinem Militärdienst’ stand. Es ist unser gemeinsamer Wunsch, die daraus resultierende ‘Entschädigung’ als finanziellen Grundstock einer Stiftung einzusetzen.

Wir sind uns sicher, mit der Stiftungsgründung auch in Georges Interesse zu handeln und das Geld in seinem und – im wahrsten Sinne des Wortes – gut anzulegen.”

Nach dem Aufbau des ‘Dorfs der Freundschaft” und des deutschen Vereins ist die Gründung dieser Stiftung ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung des internationalen Versöhnungsprojektes.

Die Spenden und Mitgliedsbeiträge an den Verein werden auch weiterhin Grundlage für die Unterstützung der konkreten Arbeit in Vietnam sein. Daneben soll mit der Einrichtung einer Stiftung unter dem Dach des Vereins eine längerfristige Förderung nachhaltig gesichert werden.

Vor Unterzeichnung der Stiftungsurkunde erinnerte Michael Mizo an den Traum seines verstorbenen Vaters:

“Er steckte stets zurück und ignorierte oft seine eigene Gesundheit, um uns, seiner Familie und dem Projekt all seine Liebe und Kraft zu widmen. Sein Name und seine Taten sollen nicht in Vergessenheit geraten. Diese Stiftung, in seinem Namen, soll die Aufrechterhaltung seines Traumes, der auch unser aller Traum ist, gewährleisten. Ich bin stolz auf meinen Vater, auf meine Mutter und auf euch und uns alle, dass wir gemeinsam diesen Traum verwirklicht haben und mit dieser Stiftung einen weiteren Teil dazu beitragen..”

Weitere Informationen zur George-Mizo-Stiftung gibt es hier.

Rosi und Michael Mizo bei der Unterzeichnung der Stiftungsurkunde
Rosi und Michael Mizo bei der Unterzeichnung der Stiftungsurkunde

Eine Bitte von Oanh

Oanh war vor einigen Jahren im “Dorf der Freundschaft’. Damals konnte sie wegen einer Fehlbildung am Hals ihren Kopf nicht bewegen. Eine erfolgreiche Operation, ein spezielles Gymnastikprogramm und der Besuch der Schule in Vanh Canh bildeten gute Voraussetzungen für Oanh: sie lernte äußerst engagiert und schaffte es, die Zulassung zum Studium an der Universität in Hanoi zu bekommen. Oanh schreibt uns, dass ihr ein (auch gebrauchter oder älterer) Laptop das Studium sehr erleichtern würde. Gibt es jemanden, der Oanh diesen Wunsch erfüllen und einen gebrauchten, funktionsfähigen Laptop abgeben kann?

Oanh
Oanh

Bitte wenden Sie sich an uns unter info(at)dorfderfreundschaft(punkt)de.

Schon jetzt, auch in Oanhs Namen, vielen Dank!


Internationales Tribunal zu Agent Orange

Der amerikanische Supreme Court beschloss am 27. Februar 2009, die Klage der Vereinigung vietnamesischer Agent-Orange Opfer (VAVA) gegen die US-amerikanischen Produzenten des dioxinhaltigen Entlaubungsgiftes “Agent Orange” nicht anzunehmen.

Auf Inititative der Internationalen Vereinigung demokratischer Richter (IADL) fand von 14.-18. Mai in Paris ein Internationales Agent-Orange-Tribunal statt.

Dabei sagten vietnamesische und amerikanische Opfer sowie international anerkannte Wissenschaftler zu den Auswirkungen von Agent Orange aus. Stellvertretend für viele weitere Betroffene gaben auch Georges Doussin und Rosemarie Höhn-Mizo Statements zu den verheerenden Folgen des Gifteinsatzes ab.

Im Folgenden Auszüge aus dem abschliessenden Pressetext:

Das Tribunal entschied am 18. Mai, dass die USA und die Firmen, die Agent Orange produzierten, haftbar und verantwortlich sind für das Versprühen dioxinhaltiger Chemikalien über den Menschen und dem Land Vietnam während des Vietnamkrieges.

Die Richter entschieden, dass “der Gebrauch von Dioxin ein Kriegsverbrechen war, da es sich um eine Giftwaffe handelte, die sowohl durch Internationales Recht als auch durch die Haager Konvention von 1907 geächtet ist” und “... dass der Gebrauch von Dioxin ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit war, wie es in Kap.VI der Nürnberger Prinzipien beschrieben ist.”

Ferner hielten die Richter fest, dass der Einsatz von Agent Orange Leiden für mindestens drei bis vier Millionen Menschen und ihre Familien hervorgerufen hat und die Folgen noch in kommenden Generationen spürbar sein werden. Es sei an der Zeit, den Opfern eine angemessene Wiedergutmachung zu bieten und die Schäden in der Umwelt so gut wie möglich zu beheben.

Den vollständigen Wortlaut der richterlichen Erklärung finden Sie unter: www.vn-agentorange.org

M.Sakato, Witwe eines US-Kriegsberichterstatters, vor dem Tribunal internationaler Richter
M.Sakato, Witwe eines US-Kriegsberichterstatters, vor dem Tribunal internationaler Richter

Dorf der Freundschaft erhielt Siegmund-Schultze-Förderpreis

Höchst/Odenwald: Bereits zum siebten Mal verlieh die Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) den Friedrich Siegmund-Schultze Förderpreis für gewaltfreies Handeln.

Als gemeinsame Preisträger wurden das “Dorf der Freundschaft in Vietnam e.V.” sowie das bei Heidelberg ansässige “Military Counseling Network (MCN)” ausgezeichnet – eine Initiative zur Beratung von US-Soldaten, in der auch George Mizo während des ersten Golfkrieges mitgearbeitet hatte.

Der Preis erinnert an das friedens- und sozialethische Wirken des evangelischen Theologen und Ökumenikers Friedrich Siegmund-Schultze (1885-1969). Mit der Auszeichnung wollen die Stifter “Aufmerksamkeit auf Initiativen oder Personen lenken, die Widerstand gegen Gewalt praktizieren und zum Friedenshandeln ermutigen.”

Die Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Cordelia Kopsch, bezeichnete gewaltfreies Handeln, für das sich die beiden Initiativen einsetzten, als “notwendigen Ausdruck des christlichen Friedenszeugnisses”. Der EAK-Bundesvorsitzende, Landessuperintendent i.R. Walter Herrenbrück, betonte in seiner Laudatio, dass Kriege nachwirkten. Da seien immer noch die Vielen, die an den Spätfolgen des Krieges leiden – an bleibenden körperlichen Gebrechen und seelischen Verletzungen. “Friedensarbeit und Friedensdienste mögen wie ein Tropfen Wasser auf einen heißen Stein sein; aber vielleicht kann daraus doch eine Quelle werden, die erhitzte Gemüter abkühlt, die Friedfertigen erquickt und manchen Gewalttäter zum Umdenken bewegt.”

Landessuperintendent i.R. Walter Herrenbrück mit Rosemarie Höhn-Mizo bei der Preisverleihung
Landessuperintendent i.R. Walter Herrenbrück mit Rosemarie Höhn-Mizo bei der Preisverleihung

Termine

  • 12.09.09 und 21.11.09
    Flohmarkt Fußgängerzone Bietigheim-Bissingen
  • 15.11. 09 / 17 Uhr
    Konzert Flötenensemble Besigheim
    in der Kelter in Erligheim

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Der Stuttgarter Literaturhistoriker Dr. Gerhard Raff hat dem ‘Dorf der Freunschaft’ 60 Exemplare seines Buches ‘Eiserne Ration für furchtlose und treue Württemberger’ zum Benefiz-Verkauf überlassen. Dieses Buch enthält Kostbarkeiten aus Bibel, Gesangbuch, Literatur und Geschichte. Der komplette Verkaufserlös geht an das ‘Dorf der Freundschaft’.

Wir danken Dr. Raff herzlich für seine Unterstützung. Das Buch versenden wir für 20.- Euro zzgl. Portokosten.