Acht Wochen im Dorf der Freundschaft
Von Stefanie Weiss
Aus beruflichen Gründen interessiere ich mich für Einrichtungen für geistig- und körperbehinderte Menschen. Durch den Kontakt zu Rosi Mizo bekam ich die Gelegenheit, während meiner Asienreise ein Praktikum im Dorf der Freundschaft zu machen.
Ende August kam ich im schwülheißen und chaotischen Hanoi an. Wie wohltuend war dann die Ankunft im Dorf. Von Herrn Direktor Dung wurde ich sehr herzlich empfangen und konnte ein schönes Zimmer im Gästehaus des Dorfes beziehen.
Die Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit und luden mich gerne zu ihren Arbeitsbereichen ein. Dadurch bekam ich eine Vielfalt von Eindrücken und Einblick in Zusammenhänge, die das Dorf für mich verständlicher machten. Mich beeindruckte von Anfang an die große Dankbarkeit und Lebensfreude der Betreuten, die sie jeder Zuneigung und Zusammenarbeit entgegenbrachten. Sie machten es mir sehr leicht, trotz der enormen Sprachbarriere, eine Beziehung herzustellen. In den ersten Wochen brachte ich mich mehr in den Schulklassen ein und versuchte, die Lehrerinnen im Unterricht zu unterstützen.
Jeden Abend bot ich Kunstprojekte für interessierte Kinder und Jugendliche an. Wir stellten bewegliche Bilder, Aquarelle und selbstgeschöpftes Papier her. Zuerst mit Verwunderung und anschließend mit großer Leidenschaft wurden diese neuen Angebote angenommen und umgesetzt. Sehr lehrreich für mich war auch die Arbeit der Physiotherapeuten, die mit großem Wissensschatz und viel Humor die Kinder und Jugendlichen unterstützen.
Intensiver kümmerte ich mich um ein taubblindes Mädchen. Nu liebte es, spazieren zu gehen und zu schaukeln. Nach einigen Wochen hatte ich das Gefühl, dass sie etwas Vertrauen aufbauen konnte und sich auf unsere Treffen freute.
Die im Dorf lebenden Veteranen haben mich sehr beeindruckt. Trotz ihrer traumatischen Erfahrungen sind sie dem Leben sehr zugewandt, offen für Begegnungen mit den Kindern und den Besuchern. Sie waren mir gegenüber sehr aufgeschlossen und luden mich zum allmorgendlichen Badmintonspiel ein, das ich chancenlos verlor.
Tief bewegt hat mich die Unterstützung und Liebe der Vietnamesen, die das Dorf der Freundschaft regelmäßig besuchen. Besonders Studenten kommen jedes Wochenende und spielen mit den Kindern. Dadurch entsteht eine große Solidarität zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen.
Während meines Aufenthaltes besuchten viele internationale Gäste das Dorf und es wurde mir deutlich, wie vielen Menschen das Dorf der Freundschaft am Herzen liegt. Die enorme Gastfreundschaft und die große Freude am Zusammensein nehme auch ich als wertvolle Bereicherung mit zurück nach Deutschland.